Kretinga ist mit einer der reichsten und bedeutendsten Adelsfamilien des Großfürstentums Litauen der XVI.–XVII. Jh. Verbunden. Diese Familie war derart einflussreich, dass sie mit der berühmten Radvila Familie ringen konnte. Jedoch nicht nur einfach ringen. Diese Adelsfamilie war ernst darauf gesinnt, der Familie Radvila... einen wahren privaten Krieg zu erklären: 1600 marschierte privates Heer dieser Familei nach Vilnius ein (Infanterie von 600 Soldaten, 1600 Ritter und 24 Geschütze). Es war beinahe Hälfte von dem Heer, das 5 Jahre später sogar das Heer des schwedischen Königs zerschlagen hat. Diesmal wurde der kriegerische Zusammenstoß zwischen dieser Familie und Familie Radvila vermieden, jedoch erst danach, als Bischof Merkelis Giedraitis auf Bitte des Litauisch-Polnischen Königs zwischen diesen feindlichen Familien zu vermitteln anfing.
Dieselbe Adelsfamilie hat die Interessen Litauens treu verteidigt und eine der ersten in Litauen den Grafentitel erlangt. Diese Familie heißt Chodkevičius. Der bekannteste Angehörige ist Jonas Karolis Chodkevičius (1560–1621), Obmann Samogitiens, Großhetmann des Großfürstentums Litauen (d. h. Oberbefehlshaber) und Woiwode von Vilnius. Eben gilt J. K. Chodkevičius als einer der tallentvollsten Feldherren Europas von Anfang des XVII. Jh. Das von ihm geführte Heer von 4 000 Kriegern erreichten 1605 den beeindruckenden Sieg in der Schlacht von Kircholm gegen dreimal mächtigeres schwedisches Heer und verdiente Lob vom römischen Imperator, englischen König und persischen Schach.
Einer derart großen Persönlichkeit also ist das Denkmal auf dem Rathausplatz in Kretinga gewidmet. Es wurde 2009 errichtet (Architekt: Adomas Skiezgela, Bildhauer: Rimas Eidėjus). Wieso steht das Denkmal in Kretinga und nicht irgendwo anders? Weil Jonas Karolis Chodkevičius 1609 die Stadt Kretinga gründete und ihr Magdeburger Recht besorgt hat. Die Stadt nähmlich hieß am Anfang Karolstadt – „Stadt von Karl“.
Rathausplatz von Kretinga ist ein urbanistisches Denkmal des XVII. Jh. Vor zweihundert Jahren befand sich hier Markt und gemauertes zweistöckiges Rathausgebäude mit Turm (anders noch Magistratshaus gennant, denn dort der Stadtrat – Kagistrat- sich versammelte). Im Rathaus wählten die Stadtbewohner den Bürgermeister und weitere Beamten, hier fanden Gerichtssitzungen statt und wurden Kaufverträge abgeschlossen. Im Rathausplatz verkündete der Bote Anordnungen des Magistrats, hier wurden auch Strafen für Verbrechen vollzogen. Zur Brandverhütung wurden seit Ende des XVIII. Jh. die Holzhäuser in Steinhäuser umgebaut.
Mit Eintritt der russischen zaristischen Verwaltung hat Kretinga seit 1795 das Stadtrecht verloren. Das Rathausgebäude verweste nachgelassen, bis 1845 es endlich abgerissen wurde. Nach dreißig Jahren wurde auf dieser Stelle eine orthodoxe Kirche gebaut, im Jahre 1931 enstand jedoch anstelle dieser das Freiheitsdenkmal.
Es besteht Idee, das historisches Rathaus von Kretinga zu erbauen.
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